Menü Schließen

„Geislinger Apfelsaft“ seit 20 Jahren auf dem Markt

Auf Initiative der Geislinger Umweltbeauftragten Sonja Pfau entstand 2003 die Idee, so wie in anderen Kommunen des Streuobstlandes Baden-Württemberg auch, in Geislingen etwas für den Erhalt der Streuobstwiesen zu tun und dafür einen lokalen Apfelsaft zu produzieren.

So kam es, dass im Juni 2005 vierzehn Streuobstwiesenbesitzer aus Geislingen, Kuchen und Bad Überkingen den Förderverein Geislinger Apfelsaft gründeten. Sie hatten sich zum Ziel gesetzt, einen Beitrag dafür zu leisten, den historisch gewachsenen, landschaftsprägenden Streuobstbau mit seiner landeskulturellen und landschaftsökologischen Bedeutung zu erhalten, zu fördern und weiter zu entwickeln. Neben Infoveranstaltungen, Baumschnittkursen, verschiedenen Aktionen in der Geislinger Öffentlichkeit ging und geht es den Vereinsmitgliedern bis heute vor allem auch darum, die eigenen Streuobstwiesen vorbildlich zu pflegen und aus der Apfelernte gemeinsam einen lokalen Apfelsaft zu produzieren. Vor 20 Jahren kam so der Geislinger Apfelsaft zum ersten Mal auf den Markt und kann bis heute in Getränkemärkten und Läden in und um Geislingen gekauft werden. Von Anfang an arbeitete der Verein mit der Firma „Auer-Fruchtsäfte“ in Weißenstein zusammen, dort wird der Saft produziert, abgefüllt und vermarktet. Im Jahr 2009 stellten die Obstanlieferer auf Biozertifizierung um, sodass sowohl der naturtrübe Apfelsaft, als auch der Geislinger Apfel-Holundersaft und das Geislinger Apfelschorle heute biozertifizierte Produkte sind, die von vielen lokalen Konsumenten gerne getrunken werden.

Die Teilnehmer des Jubiläumsfestes auf dem Obstlehrpfad bei Gosbach. (Foto: Heiner Sämann)

Anlässlich des zwanzigjährigen Bestehens des Vereins feierten die Mitglieder unlängst ein kleines Jubiläumsfest. Im ersten Teil führte bei strahlendem Sonnenschein der überregional bekannte Pomologe August Kottmann aus Gosbach die Teilnehmer über den Obstlehrpfad zwischen Bad Ditzenbach und Gosbach und gab sein vielseitiges und fundiertes Wissen über den Obstbau und die dort vorhandenen Obstsorten preis. Ergänzt durch die Fragen der interessierten Zuhörer kam es zu einem fachkundigen Gedankenaustausch, der auch die historische Entwicklung des Streuobstbaus und die Entstehung vieler lokalen Sorten in den Mittelpunkt rückte.

An der wunderschön gerichteten Tafel im Pavillon auf dem Lehrpfad wurden die Gäste von Frau Kottmann mit Kaffee und Kuchen in freundlichen Empfang genommen, dort konnten die Gespräche in gemütlicher Runde fortgesetzt werden. Auch gab es alkoholische und nicht-alkoholische Streuobstwiesenprodukte zu kosten. Dabei wurde allen Teilnehmenden noch einmal klar, dass der Erhalt der Streuobstwiesen eng mit der lohnenden Vermarktung ihrer Produkte in Zusammenhang steht.

Nach der Ankunft im Gasthof Hirsch in Gosbach wurde der zweite Teil des Festes mit einem gemeinsamen Abendessen eröffnet. Dem folgte zum Abschluss eine durch Fotos unterstützte dokumentarische Rückschau auf 20 Jahre Vereinsgeschichte. Mit ein wenig Stolz auf die geleistete Arbeit über einen so langen Zeitraum wurden so Erinnerungen an die vielen Aktionen des Vereins wachgerufen. Vor allem die gemeinsamen Apfelanliefertermine, bei denen alle mit anpackten,  um die Säcke, Körbe und Big-Bags auf die Waage zu bringen und die Äpfel tonnenweise in einen Container zu verbringen, waren immer ein besonderes Ereignis. Viele Jahre stand dem Verein hierfür die Anlage des Bauhofs zur Verfügung, in den letzten Jahren hat dies sowie einen Teil der Vermarktung die Weinhandlung Haas aus Geislingen übernommen. Im Rahmen dieses Rückblicks wurden neben weiteren treuen Mitarbeitern vor allem der Vereinsvorsitzende Hans Joachim Pöverlein, sein Stellvertreter Heiner Sämann sowie die Schriftführerin Sonja Pfau, die alle drei seit Gründung des Vereins in ihren Ämtern sind, für ihre langjährige ehrenamtliche Arbeit besonders geehrt.

Am Ende des Jubiläums standen der Wunsch und die Hoffnung, dass der Verein zunehmend auch jüngere Menschen für seine Ziele gewinnen kann und neue Mitglieder geworben werden können. Denn nur wenn auch jüngere naturbegeisterte und arbeitswillige Menschen sich nicht zu schade sind, Obstbäume zu schneiden und zu pflanzen, Wiesen zu mähen und sich beim Ernten den Rücken krumm zu machen,  kann der Fortbestand unseres bereits schwindenden  Kulturgutes Streuobstwiesen gesichert werden.

Weitere Artikel